Wie wäre eine Welt in der man sofort die Sünde sieht?
Thomas lebt in so einer Welt, in der jede Lüge durch Rauch, der von einem aufsteigt sichtbar wird. Dadurch lebt man in ständiger Angst, denn die Elite des Landes wird zum Nicht-Rauchen erzogen. In dem Internat, in dem Thomas lebt, werden regelmäßig alle Schüler auf das Rauchen geprüft.
Auch Thomas muss sich dem Rauch stellen.
Das Cover gefällt mir wirklich gut. Das düstere, neblige zeigt einem sofort was Sache ist und durch Big Ben wird klar, wo man sich befindet.
Passt zum Buch wirklich sehr gut.
Der Schreibstil von Dan Vyleta gefällt mir auch sehr gut. Er weiß, wie man diese düstere Atmosphäre heraufbeschwört. Das und die sehr bildhafte Sprache sorgt dafür, das man sich direkt in Thomas Welt hineinversetzt fühlt, in der durch den Rauch Kontrolle über die Menschen ausgeübt wird. Denn dadurch dass die Adligen nicht rauchen (oder zumindest lernen es zu unterdrücken) werden sie zu besseren Menschen als die „normale“ Bevölkerung.
Was mir irgendwie nicht klar war am Anfang ist die Zeit in welcher die Handlung spielt. Ich fühlte mich ganz stark an die Romane von Charles Dickens erinnert und ich denke nach der Lektüre, dass ich die Geschichte auch dort ansiedeln würde.
Aber auch das Genre kann ich irgendwie nicht wirklich einordnen. Ist es ein Fantasyroman? Oder doch eher mystisch angehaucht? An einigen Stellen erinnerte mich die Reise der drei Hauptcharaktere Thomas, Charlie und Livia eher an einen Abenteuerroman, aber bis zum Ende ist mir nicht klar geworden, wohin das Buch nun gehört.
Wenn es eher abenteuerlich wurde, dann stand der Rauch nicht wirklich im Mittelpunkt und der Autor verliert sich in teilweise weitschweifigen Erzählungen über die Beziehung der drei Charaktere. Das war dann manchmal etwas ermüdend und hat sich sehr gezogen. Da hätte man vielleicht das ein oder andere Kapitel kürzen können.
Die Geschichte wechselt immer zwischen dem dritten Erzähler und einer Ich-Perspektive. Manchmal sind diese aus der Sicht einer Person, die nur eine Nebenrolle spielt. Am Anfang bin ich nicht so gut in diesen Wechsel hineingekommen, da ich das etwas unorganisiert fand, weil man plötzlich aus der eigentlichen Handlung gerissen wird und die Sicht einer komplett fremden Person erzählt bekommt. Aber später fand ich es doch ganz interessant und hatte mich dann eingelesen. Was ich daran besonders interessant fand, war die etwas berichtende Art der Ich-Erzähler, so wirkte es als würde man als Leser direkt angesprochen. Allerdings hat das wirklich lange gedauert und so war dann erstmal die Hälfte des Buches gelesen, bevor ich mich an die Art gewöhnt hatte.
Trotzdem tappte ich fast die ganze Zeit während der Lektüre im Dunkeln und wurde nicht wirklich schlau aus der Geschichte.
Ich dachte, es wird vielleicht erklärt woher der Rauch kommt. Aber diese Frage bleibt offen. Außerdem wird im Buch häufig vieles andere in der Vordergrund gerückt und der Rauch verschwindet in den Hintergrund und ist nur schmückendes Beiwerk. Da habe ich dann doch anderes erwartet. Da das Buch ja auch Smoke heißt.
Was mir allerdings gut gefallen hat, war die moralische Frage hinter der ganzen Sache. Die Adligen im Buch gehen einfach über Leichen, Hauptsache sie sind rauchfrei. Aber auch die sogenannten Revolutionäre machen alles um ihre Ansichten und Änderungen durchzusetzen. Alles natürlich zum Wohle der Allgemeinheit.
Wobei hier natürlich die Art und Weise der Revolution nicht weiter erläutert wird. Wie alles, denn der Autor tänzelt die ganze Zeit so ziemlich um den Kern herum.
Das Ende ist dann auch eher so naja und kann leider nichts mehr rausreißen. Geht es letztendlich dann doch um Freiheit? Ich weiß es leider nicht.
Fühle mich nicht wirklich zufrieden nach der Geschichte und so überzeugt hat mich das Buch dann nicht.
Mein Fazit: Der Roman startet wirklich ganz passabel und nachdem ich mich eingelesen hatte, gefällt mir auch der Stil sehr gut. Die Sprache ist auch sehr passend zum Thema und man kann sich alles bildlich vorstellen, allerdings können diese Punkte die etwas langatmige und verworrene Story nicht verbessern und so bin ich etwas enttäuscht von dem Buch. Auch hätte ich mir vielleicht eine deutlichere Erklärung zur Entstehung des Rauches gewünscht, aber wie vieles im Buch wurde diese nur angedeutet. Ich finde es wirklich schade, denn die Idee ist sehr interessant und spannend.
Lieblingszitate
S. 246: „Die Dunkelheit ist ein einsamer Ort.“
S. 255: „Wir können uns nicht aussuchen, wie wir sind.“
S. 264: „Irgendwann kommt vielleicht eine Zeit, in der wir einander verstehen müssen. […]“
S. 284: „Wo Menschen sind, ist auch Sünde.“
Fakten zum Buch
Autor: Dan Vyleta
Titel: Smoke
Originaltitel: Smoke
Übersetzung: Katrin Segerer
Verlag: Carl’s Books
Seitenzahl: 617
ISBN: 978-3-570-58568-9
Preis: 16,99 €
Ich danke der Verlagsgruppe Random House und Was liest du? für das Rezensionsexemplar.
Deine Kritikpunkte habe ich schon in anderen Rezensionen wiedergefunden und wenn die Hintergründe zu wenig beleuchtet und die Story verworren ist, dann sind das gute Gründe, das Buch trotz schöner Grundidee nicht zu lesen.
Vielen Dank für Deine Einschätzung.
Liebe Litnetzwerk-Grüße von
Gabi
Hallo Gabi,
ich habe das Buch bei einer Leserunde bekommen und gelesen und dort waren auch tatsächlich die meisten Mitleser dieser Meinung.
Man darf sich einfach nicht auf gut gehypte Bücher verlassen, sondern sollte sich immer seine eigene Meinung bilden. Bin ein bisschen froh, dass ich es mir nicht selber gekauft hatte.
Liebe Grüße
Diana
[…] langatmig war, dass ich am liebsten einige Seiten übersprungen hätte. Meine Rezension könnt ihr hier […]