Wie kann man einem ernsten Thema besser begegnen als mit Humor? Mareike Krügel zeigt in ihrem Roman wie das geht. 🙂
Vor zwei Wochen hat Katharina etwas in ihrer Brust entdeckt. Noch weiß es keiner und sie war auch noch nicht beim Arzt. Aber nach diesem Wochenende wird sie am Montag zum Arzt gehen und die Diagnose bekommen.
Das Cover hat mich irgendwie direkt angesprochen. Der Fuchs gefällt mir und obwohl es doch recht schlicht wirkt, ist es ein Blickfang.
Zuerst hatte ich so meine Schwierigkeiten in einen Lesefluss zu kommen, denn es sind doch viele Zeitsprünge im Buch und da man Katharina noch nicht so kennt, ist es schwierig ihren Gedanken zu folgen. Aber nach und nach wird es einfacher und man lernt Katharina zu mögen. Denn sie ist zwar manchmal etwas gestresst und macht bestimmt nicht immer alles richtig, aber ihr Humor ist sehr gut. Und so nähert man sich dem ernsten Thema Krebs auf eine humorvolle Art und Weise.
Das heitert die Stimmung dann auch sehr auf und ich musste zwar nicht immer lauthals lachen, aber zumindest doch des Öfteren schmunzeln. 🙂
So bekommt man dann nicht direkt Angst, wenn man über das Thema liest. Man genießt das Buch wirklich, auch wenn das jetzt vielleicht komisch klingt.
Was mir allerdings so gar nicht gefallen hat, war das es keine Kapitel in dem Buch gibt. Wenn Sprünge in der Zeit passieren, ist da nur ein Absatz oder es werden zwischendurch mal Sternchen gesetzt, aber ein richtiges Kapitel hat man nicht. Da sich alles an einem Tag abspielt, ist das vielleicht ein probates Mittel, aber ich mag das überhaupt nicht. Ich weiß dann einfach nicht, wann ich aufhören soll zu lesen und vor allem wo. Ich mag einfach die Ordnung von Kapiteln. Aber das ist wirklich ein ganz persönliches Gefühl und hat mit der Qualität des Buches nichts zu tun.
Ich habe aber auch gemerkt, dass ich an das Buch vollkommen falsch herangegangen bin. Denn ich dachte, es geht mehr um die Aussage „Lebe das Leben“, aber das ist es nicht. Katharina beschreibt ihren ganz normalen Alltagswahnsinn, gespickt mit vielen Erinnerungen. Und so geht es wohl vielmehr um verpasste Chancen und Liebe. Aber als ich dann so darüber nachgedacht habe, geht es vielleicht wirklich mehr darum wenn man dem Tod ins Gesicht blickt.
Man denkt darüber nach, was man erlebt hat, was man erleben wollte, aber auch was man erreicht hat und vor allem wem man alles auf diesem Weg begegnet ist. Nicht die Zukunft ist wichtig, denn wenn man es mal ganz drastisch sagt, die erlebt man ja auch nicht mehr. Und das hat mir dann doch wiederum sehr gut gefallen, auch wenn meine Erwartungen andere waren.
Aber ich lasse mich auch gerne überraschen oder eines besseren Belehren. 😉
Das Ende ist dann auch recht offen und lässt Katharina und ihre Familie mitten im Leben zurück. Aber doch hat man das Gefühl, dass sie im Reinen mit allem ist und man kann ruhigen Gewissens das Buch zuklappen.
Obwohl doch die Frage bleibt: Was kommt noch?
Mein Fazit: Trotz der zuerst verwirrenden Zeitsprünge, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Denn es regt nicht nur zum Denken an, sondern man wird an ein sehr ernstes Thema in unserer Gesellschaft mit Humor herangeführt. Und vielleicht brauchen wir das? Lachen wir dem Tod einfach ins Gesicht und leben unser Leben bis wir ihm dann endgültig begegnen.
Ich möchte mich bei vorablesen und dem Piper Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken.
Lieblingszitate
„[…] Geschwister zu haben ist wichtiger als Eltern. Eltern lieben blind drauflos, aber Geschwister sehen einen wie man wirklich ist.“ (S. 76)
„Wenn man aus einem funktionierenden System eine Komponente entfernt, komm immer Chaos zum Vorschein. Jede Ordnung ist stets nur eine Oberfläche, schaut man darunter, entdeckt man den Dreck und die Krümel. So gesehen ist das Chaos nichts gefährliches, sondern die normalste Sache der Welt.“ (S. 208)
Fakten zum Buch
Autor: Mareike Krügel
Titel: Sieh mich an
Verlag: Piper
Seitenzahl: 254
ISBN: 978-3-492-05855-1
Preis: 20,00 €