Verlorene Seelen, die aber nicht zueinander gehören. Ein sehr nachdenklich stimmendes Buch.
Inhalt
Adèle hat einen Job als Journalistin, ihr Mann ist Arzt und kann ihr so manches bieten und dann haben die beiden noch einen Sohn, den Adèle sehr liebt. Und doch ist ihr das nicht genug. Sie braucht regelmäßig die Flucht nach vorne; Zigaretten, Alkohol und Sex.
Meine Meinung
Das Cover finde ich sehr passend und hat meiner Meinung nach schon fast etwas Poetisches. Und genau deshalb passt es dann auch zum Buch.
Denn dieses Buch hat eine sehr interessante Sprache, die einem mit klaren Worten diese Zerrissenheit von Adèle zeigt. Und das von der ersten Seite an.
Adèle ist eine süchtige, die immer wieder in ihre alten Muster verfällt und dann gerät sie in einen Rausch, der meist in zügellosem Sex endet.
Doch ihre Fantasien kann sie nicht mit ihrem Mann ausleben, sie gabelt regelmäßig, teils fremde, Männer auf und erlebt mit ihnen das, was sie sonst nicht bekommt.
Adèle ist ein sehr eigentümlicher Charakter. Denn sie braucht ihre Freiheit und ihr verbotenes Leben, aber trotzdem ist da immer die Angst, dass alles auffliegen könnte und sie alles verlieren könnte. Was sie nicht will, denn sie braucht auch ihr Nest, Sicherheit bei ihrer Familie.
Denn jede Nacht schleicht sie sich in das Bett ihres Sohnes um ihm nahe zu sein.
Leila Slimani hat das alles sehr gut beschrieben und man kann jede Kleinigkeit mitfühlen.
An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass Adèle gerne erwischt werden möchte, damit das Verstecken ein Ende hat und irgendwie kam es mir so vor, als würde diese Geschichte auf das Verderben bzw. das Entdecken zu steuern.
Denn ein gutes Ende kann man bei diesem selbstzerstörerischen Thema nicht erwarten. Und so schwebt der Verlust immer über alle Handlungen von Adèle.
Aber Obsessionen und Zwänge kann man nicht nur bei ihr finden, auch ihr Mann Richard scheint nicht so recht zu wissen, wie sich Liebe anfühlen sollte.
Und so leben sie das Leben, von dem sie denken, dass man es leben sollte. Und doch sind beide auf der Suche nach Liebe und Erfüllung.
Eigentlich ist das sehr traurig, denn die beiden klammern sich mit Gewalt aneinander fest, obwohl sie nicht recht zueinander zu gehören scheinen. Und ich habe mich mehrfach gefragt, warum tuen sich die beiden das an? Ist das doch eine Art Liebe zwischen Adèle und Richard?
Und so ist das Ende dann nicht überraschend, allerdings offen und die Situation wird nicht richtig aufgelöst und erklärt. Und doch erklärt es zum Schluss alles. Wie die Geschichte und die Charaktere ist es klar und doch voller Geheimnisse.
Mein Fazit
Dieses Buch hat mich traurig gestimmt und ließ mich erstmal nicht so schnell los. Denn das Schicksal von Adèle und Richard ist sehr einnehmend. Und dann bleibt auch noch ihr Sohn, der zwischen all dem steht. Ein tolles Buch mit einer interessanten Sprache, die mich gefesselt hat und in eine Welt voller Zwänge, Süchten und Ängsten gezogen hat. Auf jeden Fall eine Empfehlung.
Ich bedanke mich bei vorablesen und dem Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar. Auch wenn ich dieses Buch zum Lesen zur Verfügung gestellt bekommen habe, ist diese Rezension meine eigene Meinung und wurde nicht beeinflusst.
Fakten zum Buch
Autorin: Leila Slimani
Titel: All das zu verlieren
Originaltitel: Dans le jardin de l’ogre
Übersetzung: Amelie Thoma
Verlag: Luchterhand
Seitenzahl: 218
ISBN: 978-3-630-87553-8
Preis: 22,00€
Spannend, was du zum Buch erzählst! Ich bin noch unsicher, ob es was für mich ist. Hatte mich bei Vorablesen deshalb nicht für das Buch beworben. Aber toll, dass es dir gefallen hat!
GlG, monerl
Danke. 🙂
Ja, Leila Slimani hat schon ihren eigenen, gewöhnungsbedürftigen Stil. Da muss man mit zurecht kommen.
Bei mir ist das meistens aber immer so, dass wenn mich die Leseprobe nicht ganz überzeugen konnte, mich auch meist das Buch nicht überzeugen würde. Weiß ja nicht, wie das bei dir so zutrifft. 😉
LG
Ach, ich lese nie die Lesproben. Weiß auch nicht aber mich nervt es, die Zeit für den kleinen Ausschnitt zu opfern und dann so zusammenhangslos zu lesen. hihi
Bei vorablesen mache ich das natürlich. 🙂
Ich habe früher viel mehr Leseproben gelesen. Heute mache ich das meistens auch nur noch bei vorablesen und der Lesejury. Ansonsten gehe ich immer vom Klappentext aus oder ich schau mir Rezensionen anderer Blogger dazu an.
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