Es ist der letzte Mittwoch im Monat und somit stelle ich euch heute eine weitere Anthologie vor.
Achtung Triggerwarnung! In dieser Anthologie kommen Themen wie Suizid, Massenmord und Tierquälerei vor.
Erschütterungen. Dann Stille ist die erste Anthologie für dieses Jahr, die von einem Autor verfasst wurde und kein Gemeinschaftswerk mehrerer Autor*innen ist.
29 Erzählungen sammeln sich in diesem schmalen Band und diese haben es wirklich teilweise in sich. Denn wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um Erschütterungen. Welche die das Leben verändern, egal ob positiv oder negativ. Doch meist hatten diese Erschütterungen eher einen negativen Charakter für mich. Also nicht von der Qualität her, sondern von den Veränderungen für den oder die Protagonist*in.
Die Erzählungen sind kurz und prägnant, manchmal vielleicht etwas zu kurz, aber fast alle können trotz ihrer Kürze tiefe Gefühle hervorrufen. Ich war irritiert, traurig, angewidert und ja, natürlich auch häufig erschüttert und dann kam die Stille nach der Geschichte und dort ist Platz zum Nachdenken. Über das Gelesene.
Matthias Thurau erzählt sehr eindrucksvoll und kann mit wenigen Worten einen Strom von Gedanken auslösen. Eine wirklich tolle Leistung.
Was ich auch sehr toll fand und hier erwähnen möchte ist, dass es am Anfang des Buches einen Hinweis dazu gibt, das man Triggerwarnungen am Ende nachschlagen kann. So kann man entscheiden, ob man sich auf die Geschichte mit dem Wissen um ihren Inhalt einlässt oder doch lieber ohne. Bzw. wenn man auf Trigger reagiert, ob man die Erzählung vielleicht lieber überhaupt nicht liest. Warum es das nicht öfter gibt werde ich wohl nicht mehr verstehen und ist auch ein anderes Thema. Auf jeden Fall danke an den Autor dafür. 🙂
Der Autor
Und wo wir gerade über ihn sprechen, möchte ich euch gerne Matthias Thurau kurz hier vorstellen.
Im Buch selber gibt es eine kleine Minibiographie und genau wie einige seiner Erzählungen ist sie wirklich mini und beschreibt kurz und knapp dass er 1985 geboren wurde und in Dortmund lebt. Außerdem werden noch seine anderen Geschichten vorgestellt (da werde ich dann nochmal genauer hinschauen und mir das ein oder andere auf die Wunschliste setzen 😉 ) und das er Artikel und Rezensionen für Papierkrieg.Blog und Buchensemble.de schreibt.
Ich weiß es natürlich nicht ganz genau, aber ich denke, er hat das vielleicht selber verfasst und ich finde obwohl sein Bild vielleicht ein wenig düster wirkt, scheint er Humor zu haben. Oder wie würdet ihr den letzten Satz interpretieren? 🙂
„Bisher noch nicht gestorben. Hoffen wir das Beste!“
Hoffen wir auch, dass er weiterhin schreibt und veröffentlicht. 😀
Ich stelle euch jetzt zwei Geschichten vor und weil diese doch recht kurz sind, werden einige Details von mir erwähnt die eventuell spoilern könnten, nur damit ihr Bescheid wisst.
Hat mir besonders gut gefallen
Es gab für mich wirklich viele Geschichten, die ich sehr gut fand. Vor allem weil man nicht einfach nur liest und zur nächsten Erzählungen blättern kann, sondern zunächst verweilen muss um alles in sich aufzunehmen und über das Gelesene nachzudenken. Ich finde es wirklich gelungen, wenn ein Autor oder eine Autorin das bei mir schafft. Oft liest man ja einfach nur um zu entspannen oder um nicht groß nachzudenken (ich hoffe ihr wisst was ich meine) und auch ich greife deshalb gerne mal zu einem einfacheren geschriebenen Roman, aber hier geht das nicht. Man braucht die angekündigte Stille im Nachklang.
Aber um euch eine der vielen guten Geschichten vorzustellen habe ich mich für Der Tod in Porto I – Die Springer entschieden. Diese Erzählung hat mich tief beeindruckt und schockiert, weil ich es mir leider in der Realität vorstellen kann.
Der Ich-Erzähler erzählt jemandem eine Geschichte, wie er eines Nachmittags bei einem Spaziergang über eine Brücke mitbekommen hat, wie sich dort ein Vater vor den Augen seines Sohnes herunterstürzte. Erschütternd so schon, aber dann folgt, dass andere Passanten dem geschockten Sohn Geld geben. Warum? Um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen? Damit sie sich nicht um das Kind kümmern müssen?
Man weiß es nicht genau, aber genau deswegen tauchen immer mehr Springer auf und ermöglichen es so ihren Hinterbliebenen etwas Geld zu bekommen.
Grausam in der Thematik und doch konnte ich es mir gut vorstellen, wie Todestouristen extra für die Springer nach Porto reisen. Dann hat man was zu erzählen. Aber zu welchem Preis?
Eine Erzählung die mich tief bewegte und fassungslos zurück ließ. Ich hatte lange daran zu arbeiten.
Hat mir nicht so gut gefallen
Wenn ihr meine Beiträge über die Anthologien vorher gelesen habt, ist euch vielleicht aufgefallen, dass ich vorher die „Beste Geschichte“ und die „Schlechteste Geschichte“ als Titel hatte. Aber das hat mir nicht gefallen, weil man eigentlich nicht von einer schlechten Geschichte sprechen kann. Deshalb habe ich die Titel kurzerhand geändert.
Also die Erzählung, die mir am wenigsten Gefallen hat war Eine Ziege, Vater. Waren die meisten der anderen Geschichten mit wenigen Worten beschrieben und erzählt, kam es mir hier sehr überladen vor. Viele Wörter, die davon handeln, dass ein Sünder einem Pastor beichtet, aber für mich so verwinkelt, dass ich keinen Pfad durch die Sätze gefunden habe.
Leider ist diese Geschichte an mir vorbeigegangen und ich kann euch auch gar nicht genau erzählen, was denn die Sünde sein könnte. Ich habe nichts gegen eine abstrakte oder surreale Geschichte, aber hier war kein roter Faden für mich zu erkennen. Ich lasse mich gerne von jemandem aufklären, wenn jemand von euch die Anthologie auch gelesen hat. 🙂
Fazit
Man muss sich auf die kurzen Erzählungen einlassen, denn sonst braucht man gar nicht erst mit dem Lesen anzufangen. Nicht immer leichte Kost wird einem da aufgetischt, aber der Inhalt liefert einem was er verspricht: Erschütterungen.
Und Matthias Thurau schreibt über diese wirklich sehr eindrucksvoll, zwar nicht immer mit klaren Worten. Nein, häufig sogar muss man hinter die Wörter blicken, aber dafür ist dann die Stille nach der Geschichte da.
Ein sehr interessanter Erzählband, der trotz seiner Kürze Zeit braucht um zu wirken. Und diese Anthologie wirkt noch lange nach, das kann ich versprechen.
Kennt ihr diese Anthologie? Wie fandet ihr das Buch? Oder konnte ich euer Interesse dafür wecken? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar.
Liebe Grüße
Eure Diana
Huhu meine Feine,
schön das Matthias dich mit seinen Worten einnehmen konnte. Ich mag seine Stil und das Düstere und auch gern mal surreale in seinen Geschichten, die immer Bezug zum Alltag haben. Bin gespannt was du als Nächstes von ihm liest.
Muckelige Grüße!
Hallo!
Danke dir nochmal, das ich es durch dich mit Autogramm bekommen habe. :-*
Ich schwanke noch zwischen „Sorck“ und „Das Maurerdekolleté des Lebens“. Kannst du mir eins empfehlen?
Liebe Grüße <3