Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore

Der Stil und die Story konnten mich von diesem Buch sehr überzeugen. 

Inhalt

1888 hat sich in New York bedeutendes zugetragen. Denn dort herrschte der Stromkrieg zwischen Edison und Westinghouse. Zwischendrin der junge Anwalt Paul Cravath, der für Westinghouse die Klagen von Thomas Edison abschmettern soll, denn es geht um nichts geringeres als die Erfindung der Glühbirne.

Ein guter Anwalt bekommt es nicht so leicht mit der Angst zu tun. Ein sehr guter Anwalt bekommt es überhaupt nie mit der Angst zu tun. Als Paul aber auf die weit entfernte und trotzdem so hell leuchtende Freiheitsstatue blickte, auf die rätselhaften Gerätschaften auf Edisons Schreibtisch, auf die dreihundertzwölf Klagen, die er abzuschmettern hatte, und auf das bleiche Gesichte des Mannes, der mit einem Finger zu tun vermochte, was sich Generationen von Newtons, Hookes und Franklins noch nicht einmal hätten vorstellen können, da hatte er eben doch Angst. Denn in diesem Augenblick erkannte Paul, was wahre Macht war.“

S. 25/26 – Kapitel 2 Der Zauberer von Menlo Park

Meine Meinung

Das Cover ist…

Das Cover ist jetzt nicht so wahnsinnig spannend, aber dieses Buch soll auch nicht mit seinem Cover überzeugen, sondern mit seinem Inhalt.

 

Und das schafft es zumindest für mich. 😊

Wie würde es sich wohl anfühlen, ein kreativ tätiger Mensch zu sein? Die Erfahrung eines erlebten Geistesblitzes zu machen, den Nervenkitzel ob des eigenen erfinderischen Wahnsinns zu verspüren?“

S. 138 – Kapitel 20 Die Meinungsverschiedenheit zwischen Mr. Tesla und Mr. Westinghouse

Hauptsächlich folgt man durch die Geschichte dem jungen Anwalt Paul Cravath, der zu seiner Zeit ein Überflieger war und von der Uni relativ schnell zum Partner in einer Kanzlei wurde. Hier zieht er einen der größten Fälle des Jahres an Land, der Patentstreit zwischen George Westinghouse und Thomas Edison. Und wenn man bedenkt, dass dies ein nach wahren Begebenheiten erzählter Roman ist, ist die Story trotzdem so spannend wie ein Krimi. 😊

Viele Details zu dem Ereignis, dass in die Geschichte als der Stromkrieg einging, kannte ich nicht, deshalb bin ich wirklich sehr unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Ich weiß nicht, ob ich mit Vorwissen anders gelesen hätte. Denn am Ende erläutert der Autor im Einzelnen, was er für seinen Roman geändert hat. So spielt sich seine Geschichte zum Beispiel in einem Zeitraum von zwei Jahren ab, obwohl sich die wahren Ereignisse viel länger hinzogen (von 1888 bis 1896).
Obwohl mich solche Dinge häufig bei historischen Büchern doch eher stören, konnte mich aber der Stil von Graham Moore so abholen, dass ich am Ende das Buch zugeschlagen habe und es trotz der Veränderungen einfach nur mag. Es ist sehr spannend geschrieben und die historischen Figuren werden authentisch dargestellt.

Da der Autor am Ende auf seine Änderungen eingeht und auch seine Literaturnachweise nennt, kann man nach der Lektüre von Die letzten Tage der Nacht, eigentlich nahtlos mit der Fachliteratur weitermachen. Ich auf jeden Fall, möchte unbedingt jetzt mehr über Edison, Tesla und Co erfahren. 😊

[…] Wissenschaftler! Man stelle hundert von ihnen eine einfache Frage – und man bekommt hundert verschiedene Antworten. Ich vermute mal, sie sind ein notweniges Ärgernis der Industrie.“

S. 380 – Kapitel 61 Der Fuchs im Hühnerstall

Das Buch hatte ich mal vor Jahren als Leseprobe gelesen, jedoch leider nicht weiterverfolgt, als ich es dann aber vor kurzem als Mängelexemplar in der Hand hatte, direkt zugeschlagen. Und wie gesagt es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Hätte ich es doch nur schon früher gelesen. 😉

Am Ende stellt sich dann auch nicht die Frage, wer den Streit gewonnen hat, sondern was diese großen Männer alles für die Menschheit getan haben. Denn ohne deren Erfindungen, könnte ich jetzt nicht an meinem Schreibtisch sitzen und diese Rezension tippen. Oder zumindest wäre es um einiges Dunkler hier. 😉


Mein Fazit

Ich bin mir nicht sicher ob dieser Roman etwas für Menschen ist, die sich genau mit der Geschichte des Stromkrieges auskennen, aber wenn man wie ich ein Neuling auf diesem Gebiet ist, dann ist es durchaus eine spannende und sehr interessante Geschichte zum Einstieg in dieses Thema. Nachdem man mit dem jungen Anwalt die Tücken des Patentrechts betrachtet hat, kann man dann auf die weiterführende Literatur zugreifen, die der Autor am Ende nennt.
Für mich ein sehr interessanter Roman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen werde. 😊  

Fakten zum Buch
Autor: Graham Moore
Titel: Die letzten Tage der Nacht
Originaltitel: The last days of night
Übersetzung: Kirsten Riesselmann
Seitenzahl: 463
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-847906247

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