[Klassiker] Carlo Collodi

Durch Rezensionsexemplare und Leserunden hat sich meine Lektüre über den Autor etwas verzögert, deshalb kommt der Beitrag doch später als geplant.

Die Beitragsreihe habe ich 2020 gestartet, denn ich lese gerne Klassiker und wollte diese nicht einfach als Rezension mit euch teilen. Deshalb nehme ich mir für diese Bücher etwas mehr Zeit und lese zusätzlich zu dem Klassiker auch noch eine Biographie oder ein anderes Buch, dass passend zur*m Autor*in ist, zum Buch oder der Zeit. So habe ich einen etwas umfangreicheren Blick.
Ich möchte mir keinen Stress machen, deshalb dauert es immer etwas bis ein neues Klassikerbeitrag entsteht, ist ja auch einiges was ich lesen muss. ?
Hier ist nochmal meine Seite „Zeitlos lesen“ auf der ihr alle bisher gelesenen Bücher finden könnt.

Die Abenteuer des Pinocchio habe ich in einer ganz besonderen Ausgabe, denn es ist die wahnsinnig toll illustrierte Coppenrath Ausgabe von MinaLima. Ich kann es nur immer wieder erwähnen, wie sehr ich diese Bücher liebe, denn diese wundervollen Details machen das Lesen nochmal zu einem ganz besonderen Erlebnis. ?


Zum Buch

Die Abenteuer des Pinocchio von Carlo Collodi – illustriert von MinaLima

Wer die Disney Version des Buches kennt, kennt nur einen Bruchteil davon, was Pinocchio an Abenteuern erlebt. Als Kind habe ich eine Serie zu der frechen Holzpuppe gesehen, deshalb waren mir viele Teile der eigentlichen Geschichte bereits bekannt. Aber es endlich mal zu lesen, hat mir doch besonderen Spaß gemacht. ?
Was ich persönlich sehr traurig finde, ist, wie sehr Pinocchio die Menschen um ihn herum vergisst und behandelt, obwohl sie ihm häufig nur gutes wollen. Die Fee zum Beispiel, die ihm immer wieder verzeiht. Pinocchio aber lässt sich immer wieder von anderen Dingen ablenken und folgt sehr häufig seiner Nase (ha, Wortspiel ? ).

Erst am Ende wird ihm alles klar und so kann er zu einem richtigen Jungen werden. Doch wie viel Leid hat er dafür über andere gebracht?
Wie das häufig so ist, war das Buch nicht einzig für Kinder erzählt, sondern auch eine Satire über die italienische Regierung. Nicht immer habe ich die Hinweise verstanden, aber ich erhoffe mir da etwas mehr Erleuchtung mit der Lektüre über Carlo Collodi und seinen Pinocchio. ?
Spannend finde ich allerdings schon, dass der Autor mit der Geschichte bewusst Kinder angesprochen hat. Das war eher seltener zu dem Zeitpunkt als Pinocchio erschienen ist. Das war 1883.
Auf jeden Fall habe ich Pinocchio nicht immer Glück gewünscht, denn wie gesagt ist er wirklich ein Holzkopf an vielen Stellen, aber ich mochte es das Buch zu lesen. ?

Im Kontext

Pinocchio begann sein Dasein als Fortsetzungsserie in der neu gegründeten Kinderzeitschrift Giornale per i bambini und war somit eine Auftragsarbeit, bei der Collodi keinen Fortgang und Ziel der Handlung vor Augen hatte. Wenn man das Buch hintereinander weg liest, dann fällt das an einigen Stellen auch auf, obwohl es natürlich überarbeitet wurde, als Pinocchio in Buchform erschien.
1880 begann Carlo Collodi mit seiner Arbeit am Pinocchio und zu der Zeit war er schon ein Autor für Kinder.
Bei einer Fortsetzungsgeschichte gibt es einige Vor- und Nachteile. Natürlich ist die Fortführung der Geschichte relativ offen für neue Einfälle, Anregungen und Abschweifungen und der Erfolg hängt davon ab, wie die Geschichte bei den Leser*innen ankommt.
Ein kleiner Nachteil ist, dass es Unstimmigkeiten und Widersprüche geben kann. So ändert zum Beispiel die Fee ihren Charakter im Laufe der Geschichte vollkommen, denn zunächst wird sie als Mädchen dargestellt, wird aber später eher wie eine Mutter für Pinocchio.
Was mir persönlich aufgefallen ist, war, dass auch wenn es immer wieder moralische Anwandlungen gibt, doch der Großteil eher Verständnis für Pinocchio zeigte. Da kann man wohl wirklich leicht autobiographische Elemente des Autors finden, denn Collodi selber war laut Zeitzeugen ein leidenschaftlicher Spieler, kam spät nach Hause, trank und rauchte auf viel und gerne. Er war eben kein Pädagoge, sondern einfach ein Mensch, der für Kinder schrieb. ?

Zum Autor

Geboren wurde Collodi am 24. November 1826 unter dem Namen Carlo Lorenzini. Erst 1859 wird er sich sein Pseudonym Carlo Collodi als Journalist und Schriftsteller geben.
Collodi ist im Übrigen ein kleines Bergdorf, in dem seine Mutter zur Welt gekommen ist. ?

Seine Eltern arbeiteten im übrigen im Palazzo Ginori und die „Herrschaften“ dort nahmen sich der Kinder von Domenico Lorenzini und Angiolina Orzali an, indem sie den vier überlebenden Kinder (insgesamt war Carlo das älteste von 10 Kindern) ermöglichten zu Lernen und zur Schule zu gehen. Ursprünglich war Collodi für eine geistliche Laufbahn bestimmt gewesen, aber 1842 hat er die Schule des Priesterseminars in Colle Val d’Elsa vorzeitig verlassen.
Ansonsten ist kaum was über seine frühe Lebensgeschichte bekannt. Aber er war zeitlebens ein Liebhaber seiner Stadt Florenz und blieb unverheiratet, da er sich gerne als Feind der „Versklavung“ der Männer ausgab. Alleine lebte er trotzdem nicht, denn er lebte ab 1860 zusammen mit seiner Mutter bei seinem reichen jüngeren Bruder Paolo.

Sein erster Kontakt mit der Kinderliteratur hatte Collodi 1876. Denn er bekam vom Florentiner Verlag der Brüder Alessandro und Felice Paggi den Auftrag für eine Übersetzung französischer Feenmärchen. Aber bei einer einfachen Übersetzung blieb es nicht, denn Collodi hat die Märchen der italienischen Vorstellungswelt angepasst.
Noch heute ist Carlo Collodi und sein Pinocchio sehr beliebt und das nicht nur in Italien selber, sondern auf der ganzen Welt. ?


Sowohl die eigentliche Geschichte um Pinocchio, also auch das Buch von Dieter Richter Carlo Collodi und sein Pinocchio haben mir gut gefallen.

Besonders mochte ich, dass Dieter Richter in seinem Buch weiter ausholt und nicht nur eine Biographie des Autors schreibt, sondern auch wie Pinocchio zu seinem Namen kam, bzw. welche Bedeutung dieser hat und auch wie die Geschichte nach Deutschland kam. Ein wirklich sehr interessantes Buch, dass ich nur empfehlen kann (leider gibt es das Buch aber nur noch gebraucht zu kaufen).
Mir hat diese Reise hinter die Geschichte wieder viel Freude gemacht. ?

Bisher habe ich noch keine genaue Idee welches Buch ich als nächste für die Klassikerreihe lesen möchte. Ich werde die Tage einfach mal mein Regal durchstöbern und mich inspirieren lassen.

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe, also an die Tasten und los. 

Liebe Grüße
Eure Diana

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Buchperlenblog

Huhu Diana!
Mit Pinocchio stand ich ja immer ein wenig auf Kriegsfuß 😀 Ich mag die Disneyversion, weil er da doch irgendwie sympathisch ist, der kleine Holzkopf. Aber der original Pinocchio ist – wie du ja selbst sagst – teilweise dermaßen unmöglich, dass ich ihn am liebsten nur geschüttelt hätte die ganze Zeit. Kennst du Burratino? Der war glaube ich auch nicht viel besser. 😀

Spannend, dass das Buch als Fortsetzungsgeschichte begonnen hat. Und ja, das erklärt tatsächlich so einiges auch für mich!

Alles Liebe!
Gabriela

Buchperlenblog

Wenn, hat es mir vielleicht meine Mama als Kind vorgelesen, aber daran kann ich mich nicht erinnern. 😀 Ich kenn da nur die Verfilmung, aber ich glaub, Burratino war nicht viel sympathischer als Pinocchio. Mehr kann ich dir da aber auch nicht sagen 😀

Nicole

Hallo Diana,

das Buch habe ich auch gemocht und war total positiv überrascht. Als Kind mochte ich „Pinocchio“ überhaupt nicht. Ich glaube, wir haben sogar die gleiche Serie gesehen. Fuchs und Katze konnte ich so gar nicht ausstehen.

Aber auf mich als erwachsene Leserin hat es einen bezaubernden Eindruck gemacht. Ich fand total nett, dass Collodi die Leserschar direkt anspricht. Das hat der Geschichte noch mehr Kindheitszauber verliehen.

Ja, die episodenhafte Erzählweise ist auffallend. Daher müsste es sich eigentlich auch gut zum Vorlesen eignen, denke ich.

Liebe Grüße
Nicole

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